fachwissen-dichtungstechnik.de ist eine führende Onlineplattform, die umfangreiche Informationen und Ressourcen zur Gestaltung, Auswahl, Entwicklung und zum Betrieb von Dichtungen und Dichtsystemen bietet. Unser Ziel ist es, Fachwissen in engagierter und zugänglicher Form bereitzustellen, um sicherzustellen, dass Fachleute in der Dichtungstechnik fundierte Entscheidungen treffen können. Mit 24 detaillierten Kapiteln, die als PDF heruntergeladen werden können, sind wir eine verlässliche Quelle für Fachwissen in diesem Bereich.
Eine besondere Herausforderung an den Ingenieur oder die Ingenieurin ist eine sichere Abdichtung von Maschinen und Anlagen. Wenn es um den unerwünschten Austritt von Flüssigkeiten oder Gasen aus Maschinen, Aggregaten und Anlagen geht, wird die häufig unterschätzte Kunst des Abdichtens zum zentralen Thema. www.fachwissen-dichtungstechnik.de befaßt sich auf allen Ebenen mit dem Vermeiden oder mit der kontrollierten Eindämmung von Leckage.
Auch in der Natur gibt es "Dichtungen" und sogar einen organischen Rotor - aber die Natur hat das Rad nicht erfunden
Während der Entwicklung der Technik ist eine fast unüberschaubare Vielfalt von Dichtungen entstanden. Auch in der natürlichen Evolution der Lebewesen finden sich viele raffinierte Lösungen für Abdichtprobleme, von Membrandichtungen über Rückflußventile und Kontaktdichtungen bis zur Blutgerinnung. Diese ‘natürlichen’ Dichtmechanismen sind im weitesten Sinn der Kategorie statische Abdichtung zuzuordnen.
Die Natur hat in Jahrmillionen unglaublich raffinierte Strukturen und Systeme hervorgebracht. In bestimmten einzelligen Organismen findet man überraschenderweise in der Zellwand drehbar gelagerte molekulare Strukturen, deren Fortsätze - schraubenförmige Flagellen - außerhalb der Zelle rotieren und dadurch eine Fortbewegung der Zelle erzeugen. Der molekulare Motor der Flagellen wird durch ein Konzentrationsgefälle von Protonen angetrieben. Entscheidend dabei ist, dass kein molekularer Stoffaustausch zwischen dem Innenraum der Zelle und der rotierenden Flagelle erforderlich ist, also auch keine rotierende Dichtung. Der Flagellenantrieb ist der bislang einzige bekannte organische Rotor. Bei vielzelligen Lebewesen hat dieses Prinzip anscheinend nicht funktioniert.
Offenkundig ist es der biologischen Evolution nicht gelungen, einen rotierenden Mechanismus zur Übertragung von Nahrung und Signalen zwischen vielzelligen Organen herzustellen. Insofern hat die Natur das Rad nicht erfunden.
Oftmals ist die Lösung von Abdichtproblemen zentral für technische Erfolge
Es blieb dem Menschen vorbehalten, rotierende und oszillierende Maschinen zu ersinnen, und oft führte erst die Lösung dynamischer Abdichtprobleme zu den technischen Erfolgen, auf die sich unsere heutige Lebensqualität gründet. Bis heute machen Erfinder und Entwickler immer wieder die Erfahrung, dass manch geniales Konzept nicht realisierbar ist, weil ein damit verbundenes Abdichtproblem nicht befriedigend gelöst werden kann.
Der Wunsch, Leckage völlig zu vermeiden, erweist sich oft als unerfüllbar, nicht allein wegen physikalischer Barrieren, sondern oft auch aus wirtschaftlichen Gründen. Kompromisse sind notwendig, aber die vielen Öllachen auf den Parkplätzen zeigen, dass solche Kompromisse bisweilen sehr unbefriedigend sind. Andererseits kann Leckage auch ganz harmlos und akzeptabel sein, etwa wenn es sich um saubere Luft oder reines Wasser handelt. Weniger harmlose Fluide erfordern hingegen oft einen großen Aufwand für das Eindämmen, Auffangen und Entsorgen der Leckage.
Eine immense Vielfalt an Dichtsystemen
Die vielfältigen Betriebsbedingungen und Dichtheitsanforderungen führten mit der Zeit zu einer immensen Vielfalt von Dichtsystemen und heute sind die Dichtungen vermutlich die am meisten differenzierte Klasse von Konstruktionselementen im Maschinen- und Fahrzeugbau.
Die nach Stückzahl und Umsatz den Markt beherrschenden Dichtungen, nämlich Radialwellendichtringe, Hydrauklikdichtungen und Gleitringdichtungen bergen für die Hersteller der Dichtungen und der Aggregate noch immer eine Fülle von Problemen. Nicht zuletzt ist dies eine Folge der technischen Entwicklung zu immer höheren Drücken, Gleitgeschwindigkeiten und Temperaturen. Gerade für Ingenieure und Ingenieurinnen, die an der Vorderfront der technischen Entwicklung arbeiten, erweisen sich Abdichtprobleme bisweilen als Stolperschwellen. Aber oft zeigen typische Dichtungsschäden, dass die Ingenieure oder Ingenieurinnen bewährte Lösungen für ein Abdichtproblem offensichtlich nicht kannten.
Kleiner Fehler - großer Schaden
Durch das Versagen der Abdichtung einer Welle oder eines Kolbens können hohe Folgekosten entstehen. Oft übersteigen die Reparaturkosten den Wert des ausgefallenen Dichtelements um das Hundert- oder gar Tausendfache. Diese Tatsache scheint bei der Auswahl der Dichtungen und bei der Konstruktion der Dichtstellen nicht immer gebührend beachtet zu werden. Besonders kritische Systeme sind die Wellendichtungen von Prozesspumpen und Verdichtern für brennbare, toxische oder radioaktive Fluide. Abgesehen von den hohen Kosten für die Reparatur und die Stillegung einer verfahrenstechnischen, petrochemischen oder kerntechnischen Anlage bedeutet der Ausfall einer solchen Dichtung immer eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben von Menschen. Aber auch verölte Kupplungen, Bremsen oder Fahrbahnen bergen Gefahren und belasten die Umwelt. Das plötzliche Versagen einer Dichtung kann katastrophale Folgen haben. Die Explosion der Raumfähre Challenger führte 1986 aller Welt vor Augen, welches Unheil ein scheinbar einfaches aber unüberlegt konstruiertes Dichtsystem anrichten kann. Und leider geraten selbst solche Ereignisse bald wieder in Vergessenheit.
Dichtungstechik - das Gestalten, Fertigen und Betreiben von Dichtungen und Dichtsystemen erfordert Kenntnisse und Fähigkeiten in vielen Grundlagenfächern. Besonders wichtig sind Konstruktions- und Produktionstechnik, Werkstoffkunde und Werkstoffmechanik, Festigkeits- und Elastizitätslehre, Strömungsmechanik, Tribologie und Wärmelehre. Die physikalischen Vorgänge in Dichtspalten werden beeinflußt von der makro- und mikrogeometrischen Gestalt der Spaltwände, vom Druckgefälle, von Adhäsion, Kohäsion und Kompressibilität der Fluide, von Wärmeübergang und Wärmeleitung, Phasenänderungen, Verschleiß und Korrosion.
Oft wirken diese Einflußgrößen so komplex zusammen, dass es aussichtslos erscheint, das Betriebsverhalten eines Dichtsystems verläßlich vorauszuberechnen. Die Ingenieure und Ingenieurinnen müssen aber entweder eine Lösung finden oder sie müssen nachweisen, dass unter den gegebenen Anforderungen nach dem Stand der Technik ein bestimmtes Dichtproblem nicht zu lösen ist. In vielen Fällen hilft das Fachwissen und die Erfahrung eines Dichtungsherstellers. Dieses Wissen beschränkt sich jedoch in der Regel auf das spezielle Spektrum des Produktions- und Vertriebsprogramms dieses Herstellers. In kritschen Fällen, und vor allem, wenn das zu lösende Dichtproblem an der vordersten Front der technischen Entwicklung rangiert, wird der Konstrukteur oder die Konstrukteurin vom Dichtungshersteller Ratschläge nur mit der Einschränkung erhalten, dass die Brauchbarkeit und Zuverlässigkeit unter den gegebenen Betriebsbedingungen nachzuprüfen sei. Solche Nachweise sind meistens aufwendig, besonders wenn dafür Langzeitversuche erforderlich sind.
In dieser Online-Veröffentlichung werden die physikalischen Vorgänge und technologischen Überlegungen erläutert, die für die Gestaltung und den Betriebseinsatz von Dichtungen wesentlich sind. Es wird gezeigt, welche Konsequenzen sich daraus für die einzelnen Dichtungsbauarten ergeben.
Die spezifischen Gestaltungsmerkmale und Werkstoffe der wichtigsten Dichtungstypen werden im Detail besprochen und durch typische Anwendungsbeispiele veranschaulicht. Der theoretische Hintergrund wird mindestens so weit dargelegt, dass der Leser und die Leserin die Herkunft mathematischer Beziehungen versteht und die relative Bedeutung der für das Dichtverhalten wesentlichen Parameter gewichten kann.
Wir haben versucht, den derzeit (*) anerkannten Stand der Technik klar darzustellen. Die ersten vier Kapitel behandeln Grundlagenwissen, das für die gesamte Dichtungstechnik von Bedeutung ist, insbesondere gestalterische Grundkonzepte, die Eigenschaften und eine typische Anwendung der Polymerwerkstoffe sowie die für enge Dichtspalte anzuwendende Fluidmechanik. Die weiteren Kapitel befassen sich im Einzelnen mit speziellen Dichtungsbauarten für rotierende Wellen, oszillierende Kolben und Stangen und mit statischen Dichtungen. Auf direkte Quellenhinweise im Text haben wir bis auf wenige Ausnahmen verzichtet. Dafür finden sich jeweils am Ende der Kapitel Hinweise auf weiterführende Literatur.
Sicher auch im Namen der Leser und Leserinnen danken wir den zahlreichen Forschungsingenieuren und -ingenieurinnen sowie den Dichtungsherstellern und Anwendern, mit denen wir über lange Jahre nützliche Kontakte pflegten, für die Möglichkeit, aus den Ergebnissen ihrer Arbeit eine Fülle von wertvollen Erkenntnissen zu gewinnen.
Diese Veröffentlichung soll all jene unterstützen, die Rat suchen bei der Gestaltung, der Auswahl, der Entwicklung und beim Betrieb von Dichtungen und Dichtsystemen. Sie wendet sich an alle, die ihr Verständnis für Dichtungen und Dichtprobleme vertiefen wollen, an Konstrukteure und Konstrukteurinnen, an Entwicklungs- und Planungsingenieure und -ingenieurinnen, Betriebsingenieure und -ingenieurinnen, Konstruktionszeichner und -zeichnerinnen, an Mitarbeitende im Kundendienst und im Marketing. Das hier vermittelte Fachwissen ersetzt selbstverständlich nicht den Kontakt zwischen Dichtungsherstellern und Anwendern, aber es soll dabei helfen, auf diesem sehr breiten Fachgebiet das Wesentliche zu erkennen, die richtigen Fragen zu stellen und geeignete Antworten zu finden.
Heinz K. Müller , Bernard S. Nau
* Die einzelnen Fachkapitel wurden 2003 erstellt. Da es vorwiegend um Grundlagen des Fachgebiets geht, haben sie seither nicht an Relevanz verloren. Für aktuellere Entwicklungen können u.a. die unter Adressen und Links genannten Quellen herangezogen werden.
Die Autoren von fachwissen-dichtungstechnik.de sind Prof. Dr. Heinz K. Müller und Dr. Bernard S. Nau. Prof. Müller ist Begründer und war bis 1995 Leiter der Abteilung Dichtungstechnik am Institut für Maschinenelemente der Universität Stuttgart. Dr. Nau war bis 1998 Leiter der Abteilung Fluid Sealing Technology der British Hydromechanic Research Group (BHRG, früher BHRA).
Dr. Müller und Dr. Nau veröffentlichten 1998 gemeinsam im Verlag Marcel Dekker, N.Y. das englischsprachige Fachbuch »Fluid Sealing Technology« und Anfang 2003 die vorliegende Online-Publikation fachwissen-dichtungstechnik.de in deutscher Sprache.
promovierte 1962 zum Dr.-Ing. mit einer Arbeit über Hydrodynamik elastischer Dichtungen. 1969 habilitierte er sich im Fach Maschinenelemente und wurde 1972 an der Universität Stuttgart zum Professor für die Lehrgebiete Maschinenkonstruktion und Dichtungstechnik berufen. Als Leiter der Abteilung Dichtungstechnik am Institut für Maschinenelemente der Universität Stuttgart war er bis zu seiner Emeritierung 1995 für eine Vielzahl dichtungstechnischer Forschungsprojekte verantwortlich. Er veröffentlichte zahlreiche Fachpublikationen sowie das Fachbuch »Abdichtung bewegter Maschinenteile« und ist Autor des vorliegenden Online-Fachbuchs fachwissen-dichtungstechnik.de.
graduierte 1959 zum B.Sc. in Physik. Als Mitglied der Forschungsgruppe Schmierungstechnik am Imperial College, London, befaßte er sich mit der Hydrodynamik von Gleitring-dichtungen und promovierte 1967 an der University of London im Bereich Maschinenbau zum Ph.D. Als Leiter der Abteilung Fluid Sealing Technology der British Hydromechanics Research Association (jetzt BHR Group Ltd) in Bedford war er bis 1998 für eine Vielzahl von Forschungsprojekten verantwortlich. Er veröffentlichte zahlreiche Fachpublikationen und war Herausgeber einer Reihe von Proceedings internationaler Dichtungskonferenzen.
Dr. Nau verstarb am 24. Juni 2021. Wir werden ihn als Wissenschaftler in Erinnerung behalten, der die Dichtungstechnik mit großem Einsatz durch viele wertvolle Beiträge bereichert und vorangebracht hat.
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